Junge Fledermäuse brauchen Hilfe
NABU-Telefon für Fledermaus-Findelkinder gibt Unterstützung
Wetzlar - Alleinerziehende Mütter haben es oft nicht leicht. Das gilt auch
für unsere Fledermäuse. Aktuell sind die Fledermausweibchen gemeinsam mit
ihrem Nachwuchs in ihren Sommer-Quartieren, den „Wochenstuben“. Bis zur
Selbständigkeit der Jungtiere Ende August müssen sie sich nun intensiv um
ihren Nachwuchs kümmern. Dabei kommt es immer wieder vor, dass einzelne
Jungtiere zu vorwitzig sind und aus dem Quartier purzeln, verwaisen,
abstürzen oder geschwächt am Boden liegen. Fledermausmütter sind sehr
fürsorglich und suchen nach ihren Jungen, um sie wiederaufzunehmen. Damit
dies gelingen kann, ist jedoch oftmals Hilfe nötig. „Ohne die Unterstützung
von Menschen können viele Fledermaus-Findlinge nicht überleben“, erklärt
Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Wer einen
Fledermaus-Findling aufliest, kann sich an das NABU-Fledermaustelefon
wenden. Unter der Telefonnummer 030-284 984 5000 werden alle Fragen rund um
Fledermäuse beantwortet und wenn erforderlich, regionale
Ansprechpartner*innen und Expert*innen der NABU-Landesarbeitsgruppe
Fledermausschutz vermittelt.
Wer einem Fledermaus-Findling helfen wolle, sollte sich auf
„Erste-Hilfe-Maßnahmen“ beschränken und die weitere Betreuung fachkundigen
Fledermaus-Fachleuten in die Hand geben. Denn die Aufzucht von
Fledermausbabys ist sehr schwierig. Als „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ für
Fledermaus-Findlinge empfiehlt die NABU-Fledermausexpertin Petra Geerdink,
die Tiere möglichst mit Handschuhen oder einem weichen Tuch vorsichtig
aufzunehmen und in eine Schachtel mit Luftlöchern zu setzen. Die Luftlöcher
sollten sehr klein und die Schachtel bis auf die Luftlöcher gut und dicht
verschlossen sein, da Fledermäuse wahre Ausbruchskünstler sind. In die
Schachtel sollte man ein weiches Tuch – z.B. Küchenrolle oder Geschirrtuch
– als Versteckmöglichkeit legen. Anschließend sollte die Schachtel an einen
sicheren Ort gestellt werden, um eine Gefährdung durch andere Tiere zu
vermeiden. Wenn es sich um ein Jungtier handelt, so benötigt dieses einen
warmen Platz, z.B. durch eine kleine Wärmflasche, die in ein Tuch gewickelt
ist.
Weitere Maßnahmen, so Geerdink, sollten dann von fachkundigen Personen
durchgeführt werden. Denn nun gehe es darum, zu beurteilen, in welchem
Zustand sich der Findling befinde, ob es ein Jungtier sei, das noch gesäugt
werde, oder ob es eventuell Verletzungen aufweise. Anschließend müsse
entschieden werden, wie der Fledermaus am besten zu helfen sei.
So helfen Sie Fledermäusen fit zu bleiben
Ein sicheres Zuhause: Fledermäuse brauchen sichere Quartiere. Bieten Sie
ihnen künstliche Spaltenquartiere wie Fledermausbretter oder Flachkästen an
Giebelwänden an - sie werden von den Tieren gerne angenommen. Gerade jetzt
ist es wichtig, dass die Fledermäuse zwischen unterschiedlich temperierten
Verstecken wechseln können. „Vor allem wenn es so heiß ist, kann es sein,
dass Fledermäuse öfter mal umziehen und im besten Fall ein Ausweichquartier
finden, in dem es weniger heiß ist“, weiß die Fledermausexpertin. Wer also
verschiedenen Optionen bietet, tut den kleinen Nachtschwärmern einen großen
Gefallen.
Ausreichend Futter: Je artenreicher der Garten, desto mehr Insekten tummeln
sich dort. „Ein insektenreicher Garten unterstützt die Fledermäuse aktiv
bei der Aufzucht ihres Nachwuchses“, sagt Geerdink. Besonders der
Fledermausgarten mit nachtblühenden Stauden und Sträuchern zieht
Nachtfalter an und damit auch die Fledermäuse. Verzichten Sie bitte auch
auf Insektizide und andere Gifte im Garten.
Lebenswichtige Dunkelheit: Wer Fledermäusen wirklich helfen möchte, sollte
unbedingt mal nachts das Grundstück aus Fledermaussicht betrachten.
„Lichtverschmutzung ist für Fledermäuse und viele andere nachtaktive Tiere
inzwischen zu einem massiven und existenzbedrohenden Problem geworden“,
mahnt Petra Geerdink. Nächtliches Kunstlicht irritiert Fledermäuse nicht
nur, sie fallen ihren Fressfeinden in beleuchteten Bereichen leichter zum
Opfer und ihre eigene Jagd auf Insekten wird erschwert. „Es gilt also der
Grundsatz: Unnötiges Kunstlicht vermeiden, lichtunabhängige Lösungen wie
z.B. kontrastreiche oder reflektierende Markierungen bevorzugen und
Außenbeleuchtung nur gezielt, ohne Lichtstreuung nach oben und zeitlich
stark begrenzt einsetzen. Schon wird den Fledermäusen und allen anderen
tierischen Gartenbewohnern ein großes Stück Lebensqualität zurückgegeben“,
empfiehlt die Expertin.
Abdeckung für Nichtschwimmer: „Wer dann noch seine Regentonnen abdeckt, um
unfreiwillige Wasserlandungen der Tiere und damit ein Ertrinken verhindert,
hat eigentlich schon alles Nötige getan, um Fledermäusen möglichst gute
Bedingungen zu bieten“, fasst die NABU-Expertin zusammen.
Mehr Informationen
Das Fledermaustelefon ist von Juni bis August auch abends und an den
Wochenenden unter der Rufnummer 030 284 984 5000 erreichbar. Die
Sprechzeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 16:00 und 19:00 bis 20.30
Uhr. Samstag, Sonntag sowie an Feiertagen ist das Telefon von 11:00 bis
13:00 Uhr und von 17:00 bis 19:00 Uhr besetzt.
Naturschutzbund (NABU) - Landesverband Hessen e.V.
Friedenstraße 26
35578 Wetzlar
Landesvorsitzender: Maik Sommerhage
Geschäftsführung Kommunikation: Dr. Berthold Langenhorst (V.i.S.d.P.)